Chinas Arbeiter brennen aus, arbeiten mehr Stunden als Sklaven für einen Bruchteil des Lohns

Von
Sofia Delgado-Cheng
5 Minuten Lesezeit

Die harte Realität des chinesischen Arbeitsmarktes: Eine datengestützte Untersuchung

Chinas Belegschaft unter Druck: Wichtige Erkenntnisse aus aktuellen Daten

Eine neu veröffentlichte, unabhängige Umfrage zeichnet ein ernüchterndes Bild der Arbeitsbedingungen in China. Daten, die in Zusammenarbeit mit Arbeitsrechtsgruppen gesammelt wurden, zeigen, dass nur 4,9 % der chinesischen Arbeitnehmer die im nationalen Arbeitsrecht festgelegte Achtstunden-Arbeitszeit einhalten. Stattdessen arbeiten fast 50 % zwischen 8 und 12 Stunden pro Tag, während unglaubliche 37,4 % mehr als 12 Stunden täglich arbeiten.

Die Situation ist auch bei den Ruhezeiten besorgniserregend. Nur 20 % der befragten Arbeitnehmer gaben an, die üblichen zwei freien Tage pro Woche zu erhalten. Die Mehrheit, 54,07 %, arbeitet sechs Tage die Woche, während 26 % nie einen freien Tag haben. Solche Bedingungen überschreiten die durch Arbeitsschutzgesetze festgelegten Grenzen erheblich und werfen grundlegende Bedenken hinsichtlich der Gesundheit der Arbeitnehmer, der Produktivität und der langfristigen Nachhaltigkeit des chinesischen Arbeitsmodells auf.

Ein historischer Vergleich: Chinas moderne Arbeitsbelastung im Vergleich zur Zwangsarbeit der Vergangenheit

Die vielleicht umstrittenste Feststellung des Berichts ist der Vergleich zwischen Chinas aktuellen Arbeitsbedingungen und der historischen amerikanischen Sklavenarbeit. Während historische Analogien mit Vorsicht zu genießen sind, ist der quantitative Kontrast auffallend.

Akademische Forschungen legen nahe, dass amerikanische Sklaven im 19. Jahrhundert schätzungsweise 2.900 bis 3.100 Stunden jährlich arbeiteten – ungefähr 10 Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche. Im Gegensatz dazu arbeiten Angestellte unter Chinas weit verbreitetem "996"-Arbeitszeitmodell (9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, sechs Tage pro Woche) schätzungsweise 3.612 Stunden pro Jahr – eine 20 % längere Arbeitsbelastung als bei historischer Zwangsarbeit.

Dieser Vergleich ist zwar nicht wörtlich gemeint, verdeutlicht aber ein grundlegendes Problem: Chinas Wirtschaftswachstum wurde teilweise auf einer extremen Arbeitskultur aufgebaut, die die menschlichen Grenzen über international akzeptierte Normen hinaus verschiebt.

Einkommensverteilung: Zunehmende wirtschaftliche Ungleichheit

Arbeitsausbeutung wäre vielleicht erträglicher, wenn die Arbeitnehmer angemessen entschädigt würden, doch die Einkommensungleichheit bleibt eine der dringendsten sozioökonomischen Herausforderungen Chinas.

Laut dem Statistischen Jahrbuch Chinas 2021:

  • Die untersten 20 % der Verdiener haben ein jährliches Einkommen von nur 8.332,8 Yuan, was durchschnittlich 694 Yuan pro Monat entspricht.
  • Selbst diejenigen im oberen Mittelfeld (40. bis 60. Perzentil) verdienen durchschnittlich nur 3.745 Yuan pro Monat – kaum genug, um einen angemessenen Lebensstandard in großen chinesischen Städten aufrechtzuerhalten.
  • Die einkommensschwächsten 20 % der Bevölkerung machen zusammen nur 2 % des nationalen BIP aus.
  • Die unteren 60 % verdienen weniger als 14 % des BIP, während die oberen 20 % über 55 % kontrollieren.

Diese Statistiken deuten auf ein erhebliches Problem der Vermögenskonzentration hin, bei dem wirtschaftliche Gewinne unverhältnismäßig stark von einer kleinen Elite absorbiert werden. Für globale Investoren stellt dies sowohl Herausforderungen als auch Chancen dar: Während Chinas riesige Konsumbasis weiterhin attraktiv ist, könnte eine weit verbreitete Einkommensstagnation das langfristige Wachstum des Inlandskonsums dämpfen.

Wer arbeitet am längsten? Daten zu Beschäftigungssektoren

Während private Unternehmen und ausländische Firmen nach wie vor die größten Arbeitgeber sind, waren bemerkenswerte 25 % der Umfrageteilnehmer im öffentlichen Sektor und in staatseigenen Betrieben beschäftigt. Unter ihnen haben 52 % Kommentare hinterlassen, in denen sie ihre Schwierigkeiten am Arbeitsplatz detailliert beschrieben.

Ein besonders aufschlussreicher Bericht kam von einem Mitarbeiter der United Front Work Department in Karamay, Xinjiang, der berichtete, über 12 Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche zu arbeiten, während er keine Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen äußern konnte. Dies deutet darauf hin, dass selbst staatliche Arbeitsplätze – die einst als stabil und relativ ausgeglichen galten – nun der gleichen hochintensiven Arbeitskultur wie der Privatsektor erliegen.

Warum kollektives Handeln scheitert

Trotz weit verbreiteter Unzufriedenheit der Arbeitnehmer hat China nicht das Ausmaß an Arbeitsmobilisierung erlebt, das in anderen sich schnell entwickelnden Volkswirtschaften zu beobachten ist. Analysten nennen mehrere strukturelle Gründe:

  • Schwache Gewerkschaften: Anders als in westlichen Märkten werden chinesische Gewerkschaften weitgehend von der Regierung kontrolliert und stellen Unternehmenspraktiken selten in Frage.
  • Regulatorische Schlupflöcher: Viele Firmen umgehen Arbeitsgesetze, indem sie Arbeitnehmer als "Auftragnehmer" einstellen, um rechtliche Schutzmaßnahmen zu vermeiden.
  • Soziale Atomisierung: Ein breiterer gesellschaftspolititscher Trend in China hat Mechanismen für kollektives Handeln geschwächt und verhindert, dass sich Arbeitnehmer effektiv organisieren können.

Stattdessen haben sich unzufriedene Arbeiter einer risikoarmen, digitalen Form des Widerstands zugewandt – was Forscher als "Cyber-Proteste" bezeichnen. Diese beinhalten anonyme Dateneingaben, öffentliche Aufklärungskampagnen und virale Social-Media-Diskussionen, um Ungerechtigkeiten hervorzuheben.

Implikationen für Investoren und globale Wirtschaftsführer

Die Ergebnisse dieses Projekts zur Erfassung von Arbeitsdaten haben direkte Auswirkungen auf multinationale Konzerne, Lieferkettenmanager und globale Investoren, die für Produktion und Dienstleistungen auf Chinas Arbeitskräfte angewiesen sind.

  1. Arbeitsgesetze könnten verschärft werden: Angesichts der zunehmenden öffentlichen Kontrolle könnten chinesische Aufsichtsbehörden schließlich strengere Arbeitsrichtlinien einführen. Unternehmen, die in China tätig sind, sollten sich auf mögliche regulatorische Änderungen vorbereiten, die die Kosten erhöhen könnten.
  2. Produktivitätsrisiken: Lange Arbeitszeiten mögen zwar die Produktion steigern, Forschungen legen jedoch nahe, dass sie die langfristige Effizienz, Gesundheit und Innovationskraft verringern. Burnout und Personalfluktuation könnten Chinas Wettbewerbsvorteil schmälern.
  3. Bedenken hinsichtlich der sozialen Stabilität: Da sich die wirtschaftliche Ungleichheit verschärft und die Unzufriedenheit der Jugendlichen zunimmt, besteht ein wachsendes Risiko sozialer Unruhen. Investoren sollten die Stimmung der Arbeitnehmer genau beobachten und erwägen, die Produktionsbetriebe über China hinaus zu diversifizieren.
  4. Unsicherheit bei den Konsumausgaben: Wenn die Lohnstagnation anhält, könnte Chinas viel gepriesene "Expansion der Mittelschicht" ins Stocken geraten, was sich auf Einzelhandel, Immobilien und Dienstleistungsbranchen auswirken würde.

Der lange Weg vor uns

Chinas Arbeitsbedingungen bleiben ein Paradox: Während die Arbeitskräfte des Landes ein Schlüsselfaktor für seinen wirtschaftlichen Aufstieg sind, sind sie auch zunehmend eine Quelle sozialer und wirtschaftlicher Belastung. Die derzeitige Arbeitskultur, die in ihrer Intensität mit historischer Zwangsarbeit vergleichbar ist, wird auf Kosten des Wohlbefindens der Arbeitnehmer und der wirtschaftlichen Gleichheit aufrechterhalten.

Für Investoren ist der weitere Weg komplex. Einerseits sind Chinas großer Arbeitskräftepool und sein starkes Produktionsökosystem nach wie vor von entscheidender Bedeutung. Andererseits deuten Anzeichen von Unzufriedenheit der Arbeitnehmer, einer Verschärfung der Vorschriften und wirtschaftlicher Ungleichheit darauf hin, dass langfristige Nachhaltigkeit eine vorrangige Überlegung sein sollte.

Vorerst sollten globale Unternehmen den Entwicklungen im Arbeitsrecht immer einen Schritt voraus sein, die Lieferketten diversifizieren und die Arbeitsbedingungen sorgfältig prüfen, um Risiken zu mindern und gleichzeitig weiterhin das große Marktpotenzial Chinas zu nutzen.

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