Dollar-Schwäche hebt Rohstoffe nicht an, da Bedenken wegen der Unabhängigkeit der Fed eine Marktverschiebung von 600 Milliarden Dollar auslösen, Gold steigt über 3.400 Dollar

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commodity quant
6 Minuten Lesezeit

Dollar-Schwäche bringt Rohstoffe nicht in Schwung: Angst um Unabhängigkeit der US-Notenbank verändert globale Märkte

Der US-Dollar ist diese Woche auf ein Drei-Jahres-Tief gefallen. Trotzdem sind die Rohstoffpreise nicht gestiegen, wie man es normalerweise erwarten würde. Händler sprechen von einer "großen Entkopplung": Energie- und Agrar-Futures fallen, während Gold auf Rekordwerte über 3.400 Dollar pro Unze zusteuert. Der Grund: Eine Mischung aus Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Notenbank (Federal Reserve), zunehmenden Handelskonflikten und Bemühungen von Zentralbanken weltweit, sich vom Dollar abzuwenden.

Rohstoffhandel (shoonya.com)
Rohstoffhandel (shoonya.com)

Die kaputte Beziehung zwischen Dollar und Rohstoffen

Am Montag fiel der U.S. Dollar Index um 1 %. Gleichzeitig sahen erfahrene Marktteilnehmer etwas Seltsames: Rohöl fiel um 2,9 %, Weizen-Futures an der Chicagoer Börse fielen um 1,3 %, während Gold-Futures um 3 % stiegen. Diese Abweichung von den üblichen Mustern zwingt Analysten, ihre alten Handelsstrategien zu überdenken.

"Nicht Währungsschwankungen, sondern politische Risiken schreiben die Regeln neu", sagte ein Analyst, der nicht genannt werden wollte. Er betonte, dass die Märkte jetzt "alles neu bewerten, weil es Zweifel an der Unabhängigkeit der Federal Reserve gibt, ein offener Handelskrieg herrscht und Zentralbanken sich immer schneller vom Dollar abwenden".

Der übliche Mechanismus, bei dem ein schwächerer Dollar US-Waren weltweit wettbewerbsfähiger macht, wurde durch neue, harte Zölle außer Kraft gesetzt. Hohe Zölle auf Importe und Exporte haben die Kosten in den lokalen Währungen erhöht. Dadurch ist der Vorteil, den ein billiger Dollar früher für ausländische Käufer von US-Rohstoffen hatte, fast vollständig verschwunden.

Zentralbanken wehren sich gegen die Vorherrschaft des Dollars

Besonders auffällig ist die Veränderung im globalen Reservemanagement. Der Anteil der Dollarreserven ist unter 55 % gefallen. Gleichzeitig kaufen Zentralbanken von Schwellenländern immer mehr Gold als Wertspeicher. Das bedeutet, dass viele große institutionelle Käufer Rohstoffe nicht mehr automatisch bei einem schwachen Dollar kaufen. Das verändert die Marktdynamik grundlegend.

"Wir erleben den Beginn einer geldpolitischen Revolution", sagte ein Analyst für Schwellenländer. "Zentralbanken und Schwellenländer entfernen sich vom Dollar und unterstützen Rohstoffe – besonders Gold –, auch wenn die üblichen Zusammenhänge schwächer werden."

Gewinner und Verlierer bei den Anlageklassen

Edelmetalle: Die klaren Gewinner

Der Preisanstieg von Gold auf 3.400 Dollar pro Unze bedeutet einen Gewinn von über 30 % seit Jahresbeginn. Analysten sehen den Preis bis zum vierten Quartal sogar bei 4.000 Dollar. Silber hat ebenfalls stark zugelegt, im letzten Monat um über 9 %. Der Aufschwung kommt von verschiedenen Faktoren: der Nachfrage nach sicheren Anlagen, Inflationsängsten und dem Abbau von Dollarreserven durch die Zentralbanken.

Ein Stratege für Edelmetalle sagte: "Gold profitiert von Unsicherheit. Jede neue Schlagzeile über Zolluntersuchungen oder internationale Vergeltungsmaßnahmen treibt den Goldpreis nach oben, weil Gold als sicherer Hafen gekauft wird."

Energie: Trotz Dollar-Schwäche schwach

Öl hat sich trotz des schwachen Dollars schlechter entwickelt als erwartet. WTI-Rohöl liegt weiterhin zwischen 60 und 65 Dollar. Analysten gehen davon aus, dass der Preis eher in Richtung 55 Dollar fallen wird. Das liegt vor allem an der Sorge, dass hohe US-Zölle und Gegenmaßnahmen das globale Wachstum bremsen und die Energienachfrage senken werden.

"Die Angst vor einer durch Zölle verursachten Rezession hat die Nachfrageprognosen für 2026 um 900.000 Barrel pro Tag reduziert", erklärte ein Analyst der Energiebranche. US-Raffinerien sind besonders gefährdet, da sie sowohl mit sinkender Nachfrage als auch mit geringeren Gewinnspannen zu kämpfen haben.

Industriemetalle: Zwei unterschiedliche Entwicklungen

Kupfer hat mit über 11.000 Dollar pro Tonne ein Mehrjahreshoch erreicht. Das liegt an der Elektrifizierung, chinesischen Konjunkturprogrammen und Engpässen in den Lieferketten. Das Kursziel von JPMorgan von 11.000 Dollar für Ende 2025 scheint nun erreichbar.

Noch dramatischer ist die Situation bei den Seltenen Erden. Chinas neue Exportkontrollen haben die Lieferungen von Magnetmetallen gestoppt, die Neodympreise in die Höhe getrieben und die Produktion von Elektrofahrzeugen in den USA und der EU gefährdet. Die Preise für wichtige Seltene Erden sind um 40 % gestiegen, weil die Hersteller nach Alternativen suchen.

Landwirtschaft: Hohe Schwankungen

Die Agrarmärkte erleben große Turbulenzen. Weizen-Futures in Chicago erreichten im März 2025 mit 9 Dollar pro Scheffel den höchsten Stand seit zehn Jahren. Das lag an schlechtem Wetter und Handelsstörungen. Aber selbst dieser schwankungsanfällige Rohstoff fiel am 4. April um 1,3 %, obwohl der Dollar schwächer wurde. Das zeigt, wie ausländische Vergeltungszölle die Wettbewerbsfähigkeit der USA beeinträchtigen.

Soja, das seit Jahresbeginn um 4 % gestiegen ist, wird weiterhin durch ein geringeres Angebot und chinesische Zölle auf US-Bohnen gestützt, die die Preise in die Höhe treiben. Insgesamt sind die Preise für Agrarrohstoffe im ersten Quartal aufgrund von Lieferkettenproblemen durch den Handelskrieg und extreme Wetterereignisse um 12 % gestiegen.

Änderungen bei institutionellen Strategien

Große Finanzinstitute passen ihre Rohstoffstrategien schnell an. Institutionelle Research-Abteilungen empfehlen unter anderem:

  1. Long-Positionen auf Gold/Short-Positionen auf USD-JPY-Paare, um von politischen Unsicherheiten und negativen Dollar-Zinsen über einen Zeitraum von 6-12 Monaten zu profitieren.
  2. Long-Positionen auf Kupferaktien außerhalb Chinas, um von Investitionen in umweltfreundliche Technologien und der Verlagerung von Lieferketten zu profitieren.
  3. Paar-Trades, die brasilianische Soja-Exporteure gegenüber US-Getreide-ETFs bevorzugen, um von Zollvorteilen zu profitieren.
  4. Short-Positionen auf US-Raffinerien, da eine geringere Nachfrage und ein geringerer Gewinn erwartet werden.
  5. Optionen auf steigende Weizenpreise, um von möglichen geopolitischen Einflüssen auf Getreiderouten zu profitieren.

Institutionelle Strategen sehen vier wichtige strukturelle Kräfte, die das Marktverhalten weiterhin beeinflussen werden:

  1. De-Dollarisierung: Höhere Goldbestände, Ölgeschäfte in RMB und eine Outperformance von Schwellenländerwährungen (die indische Rupie hat gerade ein Zwei-Wochen-Hoch erreicht).
  2. Nationalismus bei den Lieferketten: Ein Investitionsschub in die Raffination von Seltenen Erden außerhalb Chinas und verstärkte Untersuchungen der USA zu kritischen Mineralien.
  3. Klimabedingte Schwankungen: Größere Schwankungen bei den Ernteerträgen und eine höhere Liquidität bei Wetterderivaten.
  4. Politisierung der Regulierung: Gesetzentwürfe zur "Überprüfung" der Fed finden immer mehr Befürworter, was die Risikoprämien für alle US-Vermögenswerte erhöht.

Unbekannte Faktoren für die nächsten 12 Monate

Institutionelle Analysten weisen auf mehrere Szenarien hin, die die Märkte im nächsten Jahr bewegen könnten:

  • Mindestens ein großer Schwellenländer führt eine goldgedeckte digitale Zentralbankwährung (CBDC) ein, um Dollarzahlungen zu umgehen.
  • Das Weiße Haus greift erneut auf die strategische Ölreserve zurück, wenn WTI unter 55 Dollar fällt, um die Benzinpreise im Wahljahr zu senken.
  • Chile, Peru und Kongo vereinbaren ein OPEC-ähnliches Abkommen zur Kupferproduktion, sobald die LME-Preise 11.500 Dollar/Tonne übersteigen.
  • Russland koppelt den Zugang zum Getreidekorridor im Schwarzen Meer an Zollerleichterungen, was die Weizenpreise möglicherweise in zweistellige Dollarbeträge treibt.
  • Ein Gesetzentwurf zur Begrenzung des Bilanzwachstums der Fed passiert das Repräsentantenhaus und treibt die Realrenditen kurzzeitig über 3 %.

Das neue Rohstoff-Paradigma

Ein erfahrener Rohstoffhändler sagte: "Der Markt bewertet Rohstoffe nicht mehr nur am Dollar, sondern an der politischen Glaubwürdigkeit." Diese grundlegende Veränderung verschiebt die Gewinner und Verlierer in der Weltwirtschaft.

Zu den Gewinnern gehören Goldbesitzer, Metallraffinerien außerhalb der USA und Schwellenländer, die durch Zölle geschützt sind. Zu den Verlierern gehören Schuldner in Dollar, US-Exporteure und energieproduzierende Unternehmen, die von der Politik abhängig sind.

Die Botschaft für institutionelle Investoren ist klar: Investieren Sie in Vermögenswerte, die von Absicherungen gegen politische Risiken, Knappheit in den Lieferketten und der Abkehr vom Dollar profitieren. Vermeiden Sie Kurserholungen, die nur auf einem schwächeren Dollar basieren. Ein Stratege sagte abschließend: "Wenn Glaubwürdigkeit der knappe Rohstoff ist, werden Gold – und Vertrauen – mit einem Aufschlag gehandelt."

Für professionelle Händler sind die Auswirkungen tiefgreifend. Die alte Strategie, Rohstoffe bei einem schwachen Dollar zu kaufen, ist gescheitert. Die neue Realität erfordert einen vielschichtigen Ansatz, der politische Risiken, die Anfälligkeit der Lieferketten und strukturelle Veränderungen in der globalen Geldordnung berücksichtigt. In diesem Umfeld werden Agilität und fundierte Analysen die Gewinner von den Verlierern trennen, wenn sich die Märkte in unbekanntes Terrain begeben.

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