Farmy nach Umsatzrückgang nach Corona-Pandemie pleite: Fusion mit Pico Lebensmittel AG zum Überleben auf dem Schweizer Bio-Markt
Um die finanziellen Turbulenzen zu überstehen, hat Farmy, ein führendes Schweizer Online-Lebensmittel-Unternehmen mit Schwerpunkt auf Bio-Produkten, seine Fusion mit der Pico Lebensmittel AG bekannt gegeben. Diese wichtige Entwicklung markiert einen Wendepunkt in der Schweizer Bio-Lebensmittelbranche und unterstreicht die allgemeinen Branchentrends und mögliche zukünftige Veränderungen.
1. Was geschah
Farmy's finanzielle Schwierigkeiten führen zu strategischer Fusion
Farmy, bekannt für sein Engagement bei der Lieferung von Bio- und regionalen Lebensmitteln, hat mit erheblichen finanziellen Herausforderungen zu kämpfen. Im Jahr 2023 verzeichnete das Unternehmen einen erheblichen Umsatzrückgang von 23 % auf 24 Millionen Schweizer Franken. Dieser Einbruch zwang Farmy 2024 zu umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen, darunter die Schließung seines zweiten Standorts in Ecublens und erhebliche Personalabbau.
Ein Hauptgrund für den Umsatzrückgang von Farmy ist die Veränderung des Konsumverhaltens: weg von Online-Bestellungen hin zum Einkauf im stationären Handel. Mit der Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen kehrten viele Kunden zu traditionellen Lebensmittelgeschäften zurück, was die Nachfrage nach Online-Lieferdiensten reduzierte. Diese Veränderung der Einkaufsgewohnheiten beeinträchtigte Farmys Umsatz erheblich und unterstreicht die Herausforderungen, vor denen Online-Unternehmen stehen, wenn sie sich an die sich verändernden Konsumgewohnheiten anpassen müssen.
Um eine vollständige Schließung zu vermeiden, sucht Farmy proaktiv eine Fusion mit der Pico Lebensmittel AG, einem bekannten Schweizer Bio-Lebensmittelhändler mit Sitz in Dietikon. Diese Fusion wird als strategische Allianz gesehen, die darauf abzielt, ein einheitliches Unternehmen zu schaffen, das sowohl Haushalte als auch die Gastronomie beliefert. Wichtig ist, dass die Marke Farmy unter dem neuen gemeinsamen Unternehmen fortbestehen soll, um die Kontinuität für den bestehenden Kundenstamm zu gewährleisten.
Strategische Positionierung der Pico Lebensmittel AG
Die Pico Lebensmittel AG hat sich seit ihrer Gründung 1989 als wichtiger Akteur in der Region Zürich etabliert. Mit einem vielfältigen Portfolio von über 4.000 Bio-Produkten, darunter frisches Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch und Spezialitäten, beliefert Pico eine breite Palette von Kunden wie Restaurants, Großhändler und lokale Geschäfte. Anfang 2024 vollzog Pico einen Führungswechsel und ernannte Thomas Zimmermann, ehemaliger Einkaufsleiter von Farmy, zum neuen CEO. Dieser Wechsel zielt darauf ab, das Unternehmen zu beleben und sein Engagement für Bio-Werte entlang der gesamten Lieferkette zu stärken.
2. Wichtigste Erkenntnisse
- Erheblicher Umsatzrückgang: Farmys Umsatz sank 2023 um 23 % auf 24 Millionen Schweizer Franken.
- Restrukturierungsmaßnahmen: Im Jahr 2024 schloss Farmy seinen zweiten Standort in Ecublens und führte Massenentlassungen durch.
- Finanzielle Lebensfähigkeit: Farmys aktuelle finanzielle Mittel reichen voraussichtlich nur noch bis Februar 2025.
- Strategische Fusion: Die Fusion mit der Pico Lebensmittel AG zielt darauf ab, ein stärkeres Unternehmen zu schaffen, das sowohl Haushalte als auch die Gastronomie bedient.
- Markenkontinuität: Der Name Farmy wird nach der Fusion weitergeführt, um die Markenbekanntheit und Kundenbindung zu erhalten.
- Picos Führung: Thomas Zimmermann, ehemaliger Einkaufsleiter von Farmy, hat die Leitung der Pico Lebensmittel AG übernommen, was auf eine strategische Ausrichtung der beiden Unternehmen hindeutet.
3. Tiefgehende Analyse
Zunehmende Fusionen & Übernahmen wahrscheinlich, Bewertungen nach Corona angepasst
Die Fusion von Farmy und Pico Lebensmittel AG ist ein Zeichen für einen allgemeineren Trend auf dem Markt für Bio-Lebensmittel und Online-Lieferungen: zunehmende Fusionen und Übernahmen (M&A). Während der COVID-19-Pandemie trieb der Anstieg von Online-Bestellungen die Bewertungen von E-Commerce- und Lebensmittellieferunternehmen in die Höhe, da sich das Konsumverhalten dramatisch veränderte. Mit der Normalisierung der Einkaufsgewohnheiten und der Rückkehr zu stationären Geschäften werden diese überhöhten Bewertungen jedoch neu kalibriert. Da kleinere Akteure Schwierigkeiten haben, ihre Rentabilität zu erhalten, prognostizieren Branchenexperten mehr M&A-Aktivitäten, da sich Unternehmen zur Sicherung ihres Überlebens zusammenschließen. Diese Deals werden oft mit niedrigeren Bewertungen abgeschlossen, was die Korrektur der Markterwartungen und die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der Wachstumskurven der Pandemiezeit widerspiegelt.
Konsolidierungstrend im Schweizer Bio-Markt
Die Fusion von Farmy und Pico Lebensmittel AG unterstreicht einen breiteren Konsolidierungstrend im Schweizer Bio-Lebensmittelhandel. Da kleinere Unternehmen wie Farmy mit zunehmendem finanziellen Druck konfrontiert sind, sind größere, gut kapitalisierte Unternehmen in der Lage, diese Unternehmen zu übernehmen und ihre Marktanteile und operativen Fähigkeiten zu verbessern. Diese Konsolidierung dürfte zu Skaleneffekten führen, die die Betriebskosten senken und den Wettbewerbsvorteil erhöhen.
Operative Synergien und Marktexpansion
Die etablierte Infrastruktur und regionale Präsenz der Pico Lebensmittel AG bilden eine solide Grundlage für die Integration von Farmys Vermögenswerten. Diese Integration dürfte das Vertriebsnetz und den Kundenstamm von Pico erweitern und potenziell verbesserte Dienstleistungen für sowohl Privathaushalte als auch die Gastronomie bieten. Die Fusion könnte auch den Austausch bewährter Verfahren, technologischer Fortschritte und Lieferketteneffizienz ermöglichen und das gemeinsame Unternehmen für nachhaltiges Wachstum positionieren.
Auswirkungen auf die Stakeholder
- Mitarbeiter: Die Fusion zielt darauf ab, Farmys Belegschaft zu stabilisieren, obwohl die früheren Massenentlassungen langfristige Auswirkungen auf die Mitarbeitermoral und das Branchenwissen haben könnten.
- Lieferanten: Bio-Lebensmittellieferanten könnten von Picos verbesserten Vertriebskapazitäten profitieren, könnten aber auch mit zunehmendem Druck konfrontiert sein, da sich der Markt konsolidiert.
- Verbraucher: Während die Fusion zu verbesserten Dienstleistungen führen könnte, könnte sie auch den Wettbewerb verringern, was sich möglicherweise auf die Preise und die Auswahl für die Verbraucher auswirkt.
Breitere wirtschaftliche und branchenspezifische Auswirkungen
Farmys finanzielle Probleme spiegeln die breiteren wirtschaftlichen Gegenwinde wider, darunter die steigende Inflation und die sich verändernden Konsumausgaben, die sich auf Premium-Sektoren wie die Bio-Lebensmittelzustellung auswirken. Die Debatte über Nachhaltigkeit versus Rentabilität wird ebenfalls hervorgehoben, da Farmys Engagement für Bio- und regionale Produkte höhere Kosten verursachte, was seine Preiswettbewerbsfähigkeit in einer stabilisierten Wirtschaft beeinträchtigte.
Darüber hinaus darf die Rolle der Technologie bei der Aufrechterhaltung von Online-Lebensmittellieferunternehmen nicht übersehen werden. Farmys Schwierigkeiten könnten teilweise auf Ineffizienzen in seinen Technologieplattformen oder einen Mangel an Innovation zurückzuführen sein, was die Notwendigkeit einer skalierbaren und effizienten technischen Infrastruktur in dieser wettbewerbsintensiven Landschaft unterstreicht.
4. Wussten Sie schon?
- Picos Erbe: Die Pico Lebensmittel AG ist seit 1989 ein Eckpfeiler des Bio-Marktes in der Region Zürich und bietet eine breite Palette von über 4.000 Produkten.
- Synergie der Führung: Der neue CEO von Pico, Thomas Zimmermann, war zuvor Einkaufsleiter bei Farmy und bringt umfassende Kenntnisse über Farmys Aktivitäten in die Fusion ein.
- Marktauswirkungen: Die Fusion dürfte einen Präzedenzfall für weitere Konsolidierungen im Schweizer Bio-Lebensmittelhandel schaffen und die Marktdynamik möglicherweise neu gestalten.
- Operative Reichweite: Nach der Fusion zielt das fusionierte Unternehmen darauf ab, nicht nur Privathaushalte zu bedienen, sondern auch seine Reichweite auf die Gastronomie auszuweiten und seine Marktpräsenz zu verbreitern.
- Markentreue: Die Entscheidung, den Namen Farmy nach der Fusion beizubehalten, unterstreicht die starke Markenbekanntheit und -treue bei Schweizer Verbrauchern.
Fazit
Die Fusion von Farmy und Pico Lebensmittel AG ist eine strategische Antwort auf die finanziellen und operativen Herausforderungen, vor denen Nischenakteure auf dem Schweizer Markt für Bio-Lebensmittelzustellung stehen. Während die Branche mit wirtschaftlichem Druck und sich verändernden Verbraucherpräferenzen umgeht, könnten solche Konsolidierungen immer häufiger vorkommen. Für die Stakeholder bietet diese Entwicklung sowohl Herausforderungen als auch Chancen und unterstreicht die Bedeutung einer strategischen Ausrichtung, operativer Effizienz und Anpassungsfähigkeit, um das Wachstum in der wettbewerbsintensiven Landschaft des Bio-Lebensmittelhandels aufrechtzuerhalten.
Investoren und Branchenakteure werden den Integrationsprozess genau beobachten, da der Erfolg dieser Fusion den Ton für zukünftige Konsolidierungen angeben und die Entwicklung des Schweizer Bio-Marktes in den kommenden Jahren prägen könnte.