
Julius Bär wirft Chef nach teurem Skandal raus, neuer CEO hat Probleme
Julius Bär: Führungswechsel mit Risiko – Kann Noel Quinn das Ruder herumreißen?
Eine mutige Wette auf neue Führung in der Krise
Die Schweizer Privatbank Julius Bär macht gerade einen großen Führungswechsel durch. Sie will sich von den Problemen der letzten Zeit erholen. Die Bank hat Noel Quinn, den früheren Chef von HSBC, vorgeschlagen, um neuer Verwaltungsratspräsident zu werden. Die Aktionäre müssen dem auf der Hauptversammlung am 10. April 2025 noch zustimmen. Der bisherige Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher geht, weil die Bank viel Geld durch den Zusammenbruch der Signa-Immobiliengruppe verloren hat.
Mit dem Wechsel will Julius Bär Quinns Erfahrung im internationalen Bankgeschäft nutzen, um die aktuellen Probleme zu lösen. Aber es gibt wichtige Fragen: Kann Quinn das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen? Und wie passt das zu der Ernennung von Stefan Bollinger zum neuen Chef, dessen Führungsstil schon kritisiert wurde?
Die Folgen des Signa-Debakels: Warum Lacher gehen musste
Dass Romeo Lacher geht, war zu erwarten, nachdem Julius Bär in den Zusammenbruch von Rene Benkos Signa-Imperium verwickelt war. Die Bank musste 606 Millionen CHF abschreiben, weil sie so viel Geld in Signa investiert hatte. Das hat die Finanzwelt geschockt und zu Veränderungen in der Führungsebene geführt.
Lacher wollte die Bank eigentlich stabil halten, aber er hat die Risiken von Signa nicht erkannt oder verhindern können. Dadurch haben die Anleger das Vertrauen verloren. Auch CEO Philipp Rickenbacher musste gehen. Viele machten sich Sorgen um das Risikomanagement von Julius Bär. Deshalb suchte die Bank eine neue Führung – und fand Quinn.
Noel Quinn: Der Krisenmanager übernimmt das Ruder
Die Ernennung von Quinn soll die Bank stabilisieren, weil er schon oft Krisen gemanagt hat. Er hat fast 40 Jahre bei HSBC gearbeitet, davon fünf Jahre als Konzernchef. Er kennt sich also damit aus, große Banken durch schwierige Zeiten zu führen. Bei HSBC hat er vieles umgebaut, zum Beispiel stark gespart, Unternehmensteile verkauft und sich auf wachstumsstarke Märkte konzentriert. Das hat der Bank geholfen, wirtschaftliche Probleme zu überstehen und mehr Gewinn zu machen.
Aber Quinn ist nicht unumstritten. Seine Sparmaßnahmen wurden oft kritisiert, weil sie Arbeitsplätze gekostet haben. Es gab auch oft Streit mit Investoren, die mehr Einfluss nehmen wollten. Das macht seinen Führungsstil zu einem Risiko für Julius Bär. Er kann zwar gut sparen, aber seine Strategie passt vielleicht nicht zu einer Schweizer Privatbank, die langfristige Kundenbeziehungen wichtiger findet als kurzfristige Kostensenkung.
CEO Stefan Bollinger: Kontrollfreak oder der Richtige für den Job?
Stefan Bollinger ist seit dem 9. Januar 2025 der neue Chef von Julius Bär und hat schon viel verändert. Er ist sehr bestimmt und achtet auf jedes Detail. Manche Mitarbeiter fragen sich aber, ob sein Führungsstil auf Dauer gut ist.
Wichtige Bedenken zu Bollingers Führung:
- Zu viel Kontrolle: Bollinger leitet alle regionalen Bereiche (Schweiz, Europa, Großbritannien, Naher Osten und Asien) selbst und entscheidet alles. Kritiker sagen, dass es keinen Spielraum gibt, falls es eine Krise gibt.
- Zu wenig Innovation: Er hat Führungskräfte dazu gebracht, Aktien der Bank zu kaufen – ein Zeichen des Vertrauens. Aber bisher scheint er sich mehr auf das Sparen als auf das Wachstum zu konzentrieren.
- Probleme mit der Kommunikation: Obwohl er freundlich wirkt, hält sich Bollinger bei Pressekonferenzen zurück und überlässt schwierige Fragen anderen Führungskräften wie Nic Dreckmann.
Die Ernennung von Quinn könnte helfen, Bollinger besser zu kontrollieren und eine klarere Strategie zu entwickeln. Es wird sich zeigen, ob die beiden Chefs eine gemeinsame Vorstellung von der Zukunft von Julius Bär haben.
Die Meinung der Anleger: Kann der Führungswechsel das Vertrauen wiederherstellen?
Für die Anleger sind die Veränderungen bei Julius Bär sowohl gut als auch schlecht. Einerseits ist die Ernennung von Quinn ein Zeichen, dass die Bank das Risikomanagement und die Effizienz verbessern will. Andererseits gibt es Zweifel an Bollingers Führungsstil, und es ist fraglich, ob die beiden die Bank aus der Krise führen können.
Worauf die Anleger achten:
- Aktienkurs und Käufe von Insidern: Dass Führungskräfte Aktien gekauft haben, ist ein gutes Zeichen. Aber es ist noch nicht klar, ob das eine langfristige Investition oder nur ein kurzfristiger Trick ist.
- Stabilität des Betriebs: Wenn Bollingers Führungsstil weiterhin zu Problemen führt, könnten wichtige Mitarbeiter gehen und den Betrieb weiter destabilisieren.
- Mögliche Übernahme: Bollinger hat früher für Goldman Sachs gearbeitet. Manche vermuten, dass die Führungswechsel eine Vorbereitung für eine Übernahme oder Fusion sind.
Das große Bild: Geht es für Julius Bär wieder bergauf oder wird es noch schlimmer?
Die nächsten Monate sind entscheidend für Julius Bär. Die Kombination aus Quinns internationaler Erfahrung und Bollingers Kontrolle über den Betrieb bietet Chancen und Risiken. Quinn könnte das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen, aber Bollingers Führungsstil könnte entweder den Betrieb verbessern oder neue Konflikte verursachen.
Wenn die beiden eine gute Strategie entwickeln, könnte Julius Bär gestärkt aus der Signa-Krise hervorgehen. Wenn es aber weiterhin Probleme gibt und das Sparen wichtiger ist als das Wachstum, könnte die Bank im Wettbewerb der Privatbanken verlieren.
Für die Anleger ist klar: Julius Bär befindet sich in einer Übergangsphase, in der Vorsicht geboten ist. Es ist wichtig, die Veränderungen in der Führungsebene und ihre Auswirkungen auf die Finanzen genau zu beobachten. Nur so lässt sich erkennen, ob der Umbruch ein echter Wendepunkt ist – oder nur ein weiteres Kapitel im Kampf um Stabilität.