
Rocket Lab und Stoke Space treten dem 5,6 Milliarden Dollar schweren US Space Force Startprogramm als neue Wettbewerber bei nationalen Sicherheitsmissionen bei
Ein kalkuliertes Risiko im Orbit: Warum der 5,6-Milliarden-Dollar-Start der U.S. Space Force eher die Zukunft als die Gegenwart betrifft
Die stille Revolution in der U.S.-Strategie für Weltraumstarts
Am 27. März 2025 schrieb die United States Space Force ein wichtiges Kapitel im Start-Drehbuch der Nation neu. In einem Schritt, der einige überraschte, andere beruhigte und hitzige Debatten in der Verteidigungs- und kommerziellen Luft- und Raumfahrtbranche auslöste, gab das Space Systems Command bekannt, dass Rocket Lab USA und Stoke Space Technologies in den National Security Space Launch (NSSL) Phase 3 Lane 1 Vertrag aufgenommen wurden.
Während die mit dem Lane 1-Vertrag verbundene Summe von 5,6 Milliarden Dollar für Schlagzeilen sorgte, wiesen Insider schnell auf die Nuance hin: Dies ist kein Jackpot – es ist ein Pokertisch. Und die Chips sind Glaubwürdigkeit, Kapital und Leistungsfähigkeit.
Es geht nicht um sofortige Starts oder Dominanz. Es geht darum, das Start-Ökosystem langsam umzugestalten, mit gezielten Wetten auf Außenseiter.
Wussten Sie, dass das National Security Space Launch (NSSL)-Programm eine wichtige Initiative der U.S. Space Force ist, um einen zuverlässigen Zugang zum Weltraum für nationale Sicherheitssatelliten zu gewährleisten? Dieses Programm konzentriert sich auf eine Erfolgsquote von 100 % bei Missionen und fördert gleichzeitig die Kosteneffizienz durch wettbewerbsfähige Blockkäufe von Trägerraketen. Seit seiner Einführung hat NSSL Weltraumkapazitäten im Wert von 63 Milliarden Dollar erfolgreich in den Orbit gebracht und Steuerzahlern durch strategische Beschaffungsstrategien 7 Milliarden Dollar eingespart. Das Programm unterstützt die Entwicklung inländischer Startanbieter und fördert den technologischen Fortschritt in der Weltraumtechnologie, wodurch sichergestellt wird, dass die USA eine starke Weltraumpräsenz aufrechterhalten.
Der Plan für einen wettbewerbsfähigeren Weltraum
Das NSSL Phase 3-Programm ist in zwei "Lanes" (Spuren) unterteilt. Lane 2 bleibt die Domäne der hohen Einsätze: kritische, risikoscheue Missionen, die von erfahrenen Akteuren wie SpaceX, United Launch Alliance (ULA) und zunehmend Blue Origin durchgeführt werden. Lane 1 ist dagegen ein Testfeld – wo neuere Teilnehmer eingeladen werden, ein Launch-Erbe bei flexibleren, risikoärmeren nationalen Sicherheitsmissionen aufzubauen.
Vereinfachte Struktur von NSSL Phase 3 mit Lane 1 und Lane 2
Merkmal | Lane 1 | Lane 2 |
---|---|---|
Zielanbieter | Aufstrebende Anbieter, neue Teilnehmer | Etablierte Akteure |
Missionsfokus | Weniger anspruchsvolle, kommerziell nutzbare Orbits | Kritische nationale Sicherheitsmissionen |
Missionssicherung | Gestufter Rahmen, gestraffte Anforderungen | Vollständiger NSSL-Missionssicherungsprozess |
Einstiegsmöglichkeiten | Jährliche On-Ramps | Begrenzte Auswahl |
Vergeben/Erwartet | Blue Origin, SpaceX, ULA (Juni 2024) | Bis zu drei Anbieter (Ende 2024) |
Missionsvolumen | Mindestens 30 über fünf Jahre | Nicht spezifiziert |
Rocket Lab und Stoke Space sind die neuesten Unternehmen, die dieses Testfeld betreten. Ihre Aufnahme folgt auf die Aufnahme von SpaceX, Blue Origin und ULA im Juni 2024 in dieselbe Lane. Der gesamte Pool an Möglichkeiten für Lane 1 umfasst mindestens 30 Missionen zwischen dem Geschäftsjahr 2025 und dem Geschäftsjahr 2029, mit einer möglichen Verlängerung um fünf Jahre danach. Aber die Aufnahme garantiert nicht einmal eine einzige Mission – sie ermöglicht es diesen Unternehmen lediglich, zu konkurrieren.
"Das Ziel ist nicht, neue Könige zu krönen", kommentierte ein Luft- und Raumfahrtanalyst. "Es geht darum, eine breitere Basis zu schaffen. Die Space Force will Widerstandsfähigkeit und Redundanz, kein weiteres Monopol."
Rocket Lab: Neutron oder Pleite
Für Rocket Lab, das vor allem für seine leichte Electron-Rakete bekannt ist, ist dieser Vertrag eine hochkarätige, aber risikoreiche Chance zur Expansion. Electron ist zwar zuverlässig, aber für die meisten NSSL-Anforderungen zu klein. Die in Entwicklung befindliche mittelschwere Neutron-Rakete des Unternehmens ist das Pferd, auf das es setzt.
Die Chance ist riesig: Zugang zum NSSL-Beschaffungssystem, eine Chance auf Regierungsaufträge und die Legitimität, die mit der Unterstützung der Space Force einhergeht. Es könnte auch als Signalverstärker für Investoren dienen, die aufmerksam auf Anzeichen für die Tragfähigkeit von Neutron achten.
Die Herausforderung? Neutron ist noch nicht geflogen. Trotz früherer Aufträge – wie ein Auftrag über 14,49 Millionen Dollar für einen Electron-Start – hängt der geschäftskritische Teil dieser neuen Chance vom erfolgreichen, rechtzeitigen Debüt von Neutron ab. Skeptiker weisen darauf hin, dass es bei Rocket Lab zu Verzögerungen kommen und zusätzliches Kapital benötigt werden könnte, um Neutron in den Betriebsstatus zu bringen.
"Es ist eine Bestätigung, ja", sagte ein Investor. "Aber es ist auch eine tickende Uhr. Sie müssen Neutron fliegen, Takt beweisen und das tun, bevor die Warteschlange für Lane 1-Missionen dünner wird."
Kurz gesagt, diese Auszeichnung könnte ein Wendepunkt sein – aber nur, wenn Rocket Lab erfolgreich ist. Ohne Neutron ist ihre Teilnahmeberechtigung für Lane 1 im Grunde ein Titel ohne Werkzeug.
Stoke Space: Wiederverwendbarkeit oder Ruin?
Wenn Rocket Lab auf Wachstum setzt, spielt Stoke Space um das Überleben.
Stoke wurde mit dem Versprechen einer vollständig wiederverwendbaren Starttechnologie gegründet und muss sein System erst noch in großem Maßstab beweisen. Der Auftrag über 4,5 Millionen Dollar von der Defense Innovation Unit deutete auf ein Versprechen hin, aber die Einladung zu NSSL Lane 1 ist ihre bisher bedeutendste Bestätigung.
Vollständig wiederverwendbare Starttechnologie bezieht sich auf Startsysteme, bei denen alle wichtigen Komponenten, wie z. B. Booster und Oberstufen, für die Bergung und Wiederverwendung nach dem Flug ausgelegt sind. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Kosten für den Zugang zum Weltraum drastisch zu senken, indem weggeworfene Hardware minimiert und häufige Starts ermöglicht werden, ein Konzept, das für Fahrzeuge wie SpaceX's Starship von zentraler Bedeutung ist.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Sichtbarkeit, Legitimität und eine bessere Chance auf eine Series B- und C-Finanzierung. Für ein Startup ist die Erwähnung im gleichen Atemzug wie ULA und SpaceX Raketentreibstoff für Investoren-Decks.
Aber der Nachteil ist groß. Ohne ein einsatzbereites Fahrzeug und mit begrenztem Kapital im Vergleich zu seinen Wettbewerbern hat Stoke einen langen Weg vor sich. Das Ausführungsrisiko ist hoch, und die Chancen, tatsächlich innerhalb des fünfjährigen Kernzeitraums zu starten, sind unklar.
"Dies ist eine 'Call-Option' für die Space Force", sagte ein Startberater. "Sie erwarten nicht, dass Stoke morgen liefert. Aber wenn sie es in drei Jahren tun und die Technologie funktioniert, haben sie einen neuen Spieler im Spiel."
Im Moment könnte der eigentliche Vorteil für Stoke in der Wahrnehmung liegen – die Anziehung von Bargeld und Talenten, die benötigt werden, um zu reifen.
Die etablierten Unternehmen: Sicher, aber wachsam
Was bedeutet das für die großen Drei – SpaceX, ULA und Blue Origin?
Nicht viel, zumindest noch nicht.
Sie haben bereits Positionen in Lane 1 inne. Sie dominieren Lane 2. Sie verfügen über die Infrastruktur, den Takt, die politischen Beziehungen und die Erfahrung. Insbesondere SpaceX hat sich bereits die ersten Lane 1-Aufträge gesichert und fliegt mit unübertroffenem Volumen.
Der erweiterte Pool an teilnahmeberechtigten Wettbewerbern könnte jedoch anfangen, an den Rändern zu knabbern. Für Missionen mit geringerer Priorität könnte die Space Force kostengünstige oder innovative Lösungen bevorzugen, insbesondere wenn die etablierten Unternehmen ausgebucht oder preisunflexibel sind.
Dennoch sind sich die meisten Branchenbeobachter einig: "Das wird SpaceX nicht entthronen. Aber es könnte einige Schatten hinter ihnen erzeugen."
Entwicklung des Marktanteils beim National Security Space Launch
Zeitraum / Phase | Beschreibung | ULA-Anteil | SpaceX-Anteil | Andere Anbieter | Hinweise |
---|---|---|---|---|---|
Vor 2015 (EELV) | Evolved Expendable Launch Vehicle-Programm vor der SpaceX-Zertifizierung. | Monopol (100 %) | 0 % | 0 % | ULA, gegründet 2006 aus Boeing & Lockheed Martin, war der einzige Anbieter für DOD/NRO-Starts. |
2015-2019 (EELV/NSSL) | Zeitraum nach der SpaceX-Zertifizierung, Wettbewerb eingeführt. | Dominant, aber Anteil sinkt | Wachsender Anteil | 0 % | SpaceX gewann seinen ersten wettbewerbsorientierten NSSL-Vertrag im Jahr 2016. ULA hielt immer noch die Mehrheit der Verträge. |
Phase 2 (GJ20-GJ24) | Starts beschafft GJ20-GJ24 für Start GJ22-GJ27. | ~60 % | ~40 % | 0 % | Formale Aufteilung im August 2020 vergeben. ULA erhielt 26 Missionszuweisungen, SpaceX erhielt 22. Der Gesamtwert der NSSL Phase 2-Aufträge überstieg 8,5 Milliarden Dollar. |
Phase 3 Lane 1 (GJ25-GJ29) | Beschaffung für risikoärmere Missionen, ermöglicht breiteren Wettbewerb (Basiszeitraum). | Teilnahmeberechtigt | Teilnahmeberechtigt | Blue Origin | IDIQ-Vertrag mit Mehrfachvergabe im Wert von bis zu 5,6 Milliarden Dollar. SpaceX gewann die ersten beiden Aufträge (9 Starts) im Wert von 733,5 Millionen Dollar im Oktober 2024. Blue Origin ebenfalls ausgewählt, aber noch nicht gestartet. |
Phase 3 Lane 2 (GJ25-GJ29) | Beschaffung für risikoreichere, komplexere Missionen (Basiszeitraum). | TBD | TBD | TBD | Vertragsvergaben werden später im GJ2025 erwartet. Ausgelegt für die anspruchsvollsten Schwerlaststarts. |
Hinter der Strategie: Eine militärische Absicherung gegen das Monopol
Aus Sicht der Space Force ist dies eine Diversifizierung nach Lehrbuch. Durch die Einbeziehung von Rocket Lab und Stoke Space reduziert sie die langfristige Abhängigkeit von einer Handvoll Anbietern – von denen einige komplexe kommerzielle und geopolitische Verflechtungen haben.
United Launch Alliance (ULA) wurde als Joint Venture zwischen Boeing und Lockheed Martin gegründet und ging aus dem Evolved Expendable Launch Vehicle (EELV)-Programm hervor. Diese Konsolidierung schuf effektiv ein Duopol, das den US-Markt für nationale Sicherheit-Weltraumstarts viele Jahre lang dominierte.
Es ist auch eine Wette auf Innovation. Das gestraffte, kommerziell orientierte Beschaffungsmodell von Lane 1 soll es neuen Ideen ermöglichen, mit etablierter Infrastruktur zu konkurrieren. Selbst wenn nur ein paar Missionen an diese neuen Teilnehmer gehen, könnte der Wettbewerbsdruck dazu beitragen, die Kosten zu senken und die Zeitpläne für alle zu beschleunigen.
Ein Stratege für die Verteidigungsbeschaffung brachte es auf den Punkt: "Wir brauchen nicht, dass sie sofort erfolgreich sind. Wir brauchen, dass sie existieren, sich verbessern und konkurrieren – irgendwann."
Investoren: Das Signal unter dem Rauschen
Marktteilnehmer mit Engagements in Weltraumaktien analysieren diese Ankündigung mit Sorgfalt. Die Schlagzeile – 5,6 Milliarden Dollar – ist kein Glücksfall. Es ist eine Obergrenze, die sich alle Lane 1-Anbieter teilen.
Für Rocket Lab wird die Marktreaktion wahrscheinlich positiv, aber gedämpft sein. Die tatsächlichen Testmeilensteine von Neutron werden die eigentlichen Katalysatoren bleiben. Für Stoke geht es eher um das Überleben als um den Umsatz – diese Auszeichnung könnte die Brücke zu ihrer nächsten Finanzierungsrunde sein, nicht ihr nächster Startplatz.

"Das klügste Geld kauft nicht aufgrund dieser Nachricht", sagte ein Fondsmanager mit Schwerpunkt auf Luft- und Raumfahrt. "Es wartet auf ein Static Fire oder eine Nutzlastverkleidung."
Was als Nächstes kommt: Wo Gummi auf Rakete trifft
Die nächsten 12 bis 24 Monate werden die Bewährungsprobe sein. Hier ist, worauf Brancheninsider und Investoren achten:
- Neutron-Testflüge: Jeder Hardware-Meilenstein, jede Heißzündung und jede Generalprobe wird die Aktie von Rocket Lab stärker bewegen als diese Auszeichnung selbst.
- Stokes Fundraising und Flugbereitschaft: Wenn diese Auszeichnung institutionelles Geld freisetzt, könnten sie es schaffen. Wenn nicht, riskieren sie, eine Fußnote zu werden.
- Wettbewerb um Aufträge: Wer tatsächlich die nächsten Missionen gewinnt – und zu welchem Preis – wird bestimmen, ob sich die etablierten Unternehmen unter Druck gesetzt fühlen.
- Lane 2-Dynamik: Wenn Lane 2 hochfährt, erwarten Sie einen tieferen Wettbewerb und eine klarere Abgrenzung, welchen Anbietern die sensibelsten Güter anvertraut werden.
Die endgültige Flugbahn
Diese jüngste Erweiterung der NSSL Phase 3 Lane 1-Liste ist keine Revolution – es ist eine kontrollierte Detonation des Status quo. Die U.S. Space Force wählt keine Gewinner aus. Sie sät das Feld.
Für Rocket Lab ist es ein notwendiger Meilenstein auf einem Weg, der immer noch flugerprobte Hardware und operative Exzellenz erfordert. Für Stoke Space ist es ein existenzieller Schub – aber nur, wenn es Potenzial auf dem Papier in physischen Antrieb umwandelt. Für die etablierten Unternehmen ist es heute mehr Getöse als Biss.
In der hochriskanten Welt der nationalen Sicherheit im Weltraum ist der Zugang nur der Anfang. Ausführung – unerbittlich, zuverlässig und schnell – ist die einzige Währung, die zählt.
Und die Uhr hat bereits begonnen.