
Südkoreas zweite Amtsenthebung des Präsidenten löst politisches Beben und Marktrechnung aus
Südkoreas zweite Amtsenthebung des Präsidenten löst politisches Beben und Marktreaktionen aus
Yoon Suk-yeol wegen Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit dem Kriegsrecht abgesetzt – das Land bereitet sich auf einen turbulenten Übergang und eine wichtige Wahl vor
In einem Moment, der Südkoreas politische und wirtschaftliche Entwicklung für die kommenden Jahre prägen wird, hat das Verfassungsgericht am Donnerstag einstimmig die Amtsenthebung von Präsident Yoon Suk-yeol bestätigt. Es befand ihn schuldig schwerwiegender Verfassungsverletzungen, darunter die unrechtmäßige Verhängung des Kriegsrechts und den Einsatz von Militärkräften im Parlament.
Dies ist erst das zweite Mal in der modernen Geschichte des Landes, dass ein amtierender Präsident zwangsweise seines Amtes enthoben wurde. Die Entscheidung, die live für eine gespannt wartende Öffentlichkeit übertragen wurde, lässt Südkorea in einer Zeit großer politischer Spaltung und wirtschaftlicher Unsicherheit ohne Führung da stehen – und setzt einen 60-Tage-Countdown für die Wahl eines neuen Staatsoberhauptes in Gang.
"Schwerwiegender Machtmissbrauch": Die Begründung des Gerichts und ihre historische Bedeutung
In einer seltenen Einigkeit befanden alle acht Richter des Verfassungsgerichts, dass Yoon sowohl die Verfassung als auch das Kriegsrechtsgesetz "schwerwiegend verletzt" habe. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Yoons Ausrufung des Notstands-Kriegsrechts – angeblich zur Aufrechterhaltung der Ordnung – verfassungswidrig, verfahrensrechtlich unzulässig und ein direkter Angriff auf die demokratischen Rechte des Parlaments und die Unabhängigkeit der Justiz war.
"Der Präsident hat Streitkräfte eingesetzt, um den Gesetzgebungsprozess zu beeinflussen und politische Gegner festzunehmen. Dies war ein Verstoß gegen die grundlegendsten Prinzipien der Verfassungsordnung", sagte ein Richter während der Urteilsverkündung, die in den nationalen Medien übertragen wurde.
Rechtsexperten bezeichneten die Entscheidung als "historisch in ihrer Klarheit und Konsequenz". Yoon ist nun der zweite südkoreanische Präsident – nach Park Geun-hye im Jahr 2017 –, der durch ein Amtsenthebungsverfahren seines Amtes enthoben wurde, und er steht vor der sehr realen Aussicht auf eine Strafverfolgung.
Wussten Sie, dass das Amtsenthebungsverfahren in Südkorea eine Zweidrittelmehrheit in der Nationalversammlung erfordert, um den Präsidenten zu suspendieren, gefolgt von einer Überprüfung durch das Verfassungsgericht? Diese Überprüfung muss innerhalb von 180 Tagen abgeschlossen sein, wobei mindestens sechs von neun Richtern für die Amtsenthebung stimmen müssen. Wenn die Amtsenthebung bestätigt wird, wird der Präsident formell seines Amtes enthoben und innerhalb von 60 Tagen eine Neuwahl abgehalten. Dieser Prozess gewährleistet Rechenschaftspflicht und wahrt gleichzeitig die Gewaltenteilung, wie in den jüngsten Fällen gezeigt wurde, in denen das Verfassungsgericht eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Ergebnisses spielt.
Vom Oberbefehlshaber zum Angeklagten: Yoons schneller Fall
Mit dem Urteil des Gerichts werden Yoon sofort allePräsidialbefugnisse und -schutzrechte entzogen. Vorbei sind die Rentenansprüche, der staatlich finanzierte Personenschutz und die zeremoniellen Privilegien. Am wichtigsten ist, dass er nun die politische Immunität verliert, die Staatsoberhäuptern gewährt wird.
Rechtliche Schritte wegen seiner Rolle bei der Anordnung des Militäreinsatzes im Parlament stehen unmittelbar bevor. Die Staatsanwaltschaft bereitet Berichten zufolge eine Anklage gegen ihn wegen Aufruhrs und Untergrabung der Rechtsstaatlichkeit vor. Im Falle einer Verurteilung droht Yoon eine Haftstrafe.
Ein Analyst eines in Seoul ansässigen juristischen Think Tanks merkte an: "Es geht hier nicht mehr um Politik – es ist eine Frage der strafrechtlichen Verantwortung für das, was das Gericht als direkte Bedrohung der Verfassungsdemokratie bezeichnet hat."
Die Straßen sind in Aufruhr: Bürgerunruhen und Polarisierung brechen aus
Vor dem Verfassungsgericht kochten die Emotionen hoch. Anti-Yoon-Demonstranten, viele aus fortschrittlichen Bürgerinitiativen, schwenkten Nationalflaggen und skandierten Parolen, die eine rasche Justiz forderten. Im Gegensatz dazu lieferten sich Pro-Yoon-Anhänger Auseinandersetzungen mit der Polizei, kippten Streifenwagen um und beschuldigten das Gericht, einen politischen Putsch zu inszenieren.
Ein Beobachter beschrieb die Szene als "ein Schlachtfeld der Flaggen und Fäuste".
Während der amtierende Präsident, Premierminister Han Deok-soo, zur Ruhe aufgerufen und einen friedlichen Übergang versprochen hat, bleibt die Nation tief gespalten. Die konservative Volkspartei – die bis vor wenigen Stunden noch Regierungspartei war – sieht sich nun mit internen Spaltungen und einer zusammenbrechenden Machtbasis konfrontiert. Parteiführer versprachen, "die Entscheidung des Gerichts zu akzeptieren", verurteilten aber auch die darauf folgende Gewalt.
"In einer Demokratie ist kein Platz für Konfrontationen auf der Straße. Wir müssen der nationalen Einheit Vorrang einräumen", sagte ein hochrangiger Parteifunktionär, um die Auswirkungen einzudämmen.
Eine verkürzte Wahlperiode – und ein Machtvakuum
Gemäß dem Verfassungsauftrag muss Südkorea nun innerhalb von 60 Tagen einen neuen Präsidenten wählen. Die Wahl ist vorläufig für den 3. Juni angesetzt, die Kandidatenregistrierung beginnt am 10. Mai. Damit bleiben den politischen Parteien weniger als fünf Wochen, um die Nominierungen abzuschließen und die Strategien neu auszurichten.
Frühe Umfragen zeigen einen klaren Favoriten: Lee Jae-myung, der Vorsitzende der fortschrittlichen Demokratischen Partei, genießt eine überragende Unterstützung von 33 % – deutlich vor seinem engsten Konkurrenten, Arbeitsminister Kim Moon-soo, mit 9 %. Andere potenzielle konservative Kandidaten, wie der ehemalige Parteichef Han Dong-hoon und der Bürgermeister von Seoul, Oh Se-hoon, liegen in den Umfragen im einstelligen Bereich.
(Zusammenfassung der jüngsten südkoreanischen Präsidentschaftswahl-Umfrageergebnisse vom März 2025)
Meinungsforschungsinstitut | Datum (JJJJ-MM-TT) | Kennzahl | Ergebnis/Kandidat | Prozentsatz/Bewertung |
---|---|---|---|---|
Gallup Korea | 2025-03-25 bis 27 | Parteipräferenz | Demokratische Partei (DP) | 41% |
Gallup Korea | 2025-03-25 bis 27 | Parteipräferenz | Volkspartei (PPP) | 33% |
Gallup Korea | 2025-03-25 bis 27 | Bevorzugter nächster Präsident | Lee Jae-myung (DP) | 34% |
Gallup Korea | 2025-03-25 bis 27 | Bevorzugter nächster Präsident | Kim Moon-soo (PPP) | 8% |
Realmeter | 2025-02-26 bis 28 | Parteipräferenz | Demokratische Partei (DP) | 44.2% |
Realmeter | 2025-02-26 bis 28 | Parteipräferenz | Volkspartei (PPP) | 37.6% |
Realmeter | 2025-02-26 bis 28 | Hypothetisches Duell (gegen Kim) | Lee Jae-myung (DP) | 50.0% |
Realmeter | 2025-02-26 bis 28 | Hypothetisches Duell (gegen Lee) | Kim Moon-soo (PPP) | 31.6% |
NBS (Konsortium) | 2025-02-03 bis 05 | Parteipräferenz | Volkspartei (PPP) | 39% |
NBS (Konsortium) | 2025-02-03 bis 05 | Parteipräferenz | Demokratische Partei (DP) | 37% |
NBS (Konsortium) | 2025-02-03 bis 05 | Bevorzugter nächster Präsident | Lee Jae-myung (DP) | 32% |
NBS (Konsortium) | 2025-02-03 bis 05 | Bevorzugter nächster Präsident | Kim Moon-soo (PPP) | 12% |
"Die Öffentlichkeit wünscht sich einen Neuanfang. Sie will Rechenschaftspflicht, Stabilität und Reformen. Lee Jae-myung verkörpert diesen Wandel", sagte ein politischer Analyst.
Finanzielle Folgen: Investoren bereiten sich auf kurzfristigen Schock und langfristige Neuausrichtung vor
Die Märkte reagierten mit reflexartiger Vorsicht. Der KOSPI gab im frühen Handel nach, als die Anleger die Nachricht verarbeiteten, während der koreanische Won angesichts der Befürchtung einer anhaltenden Unsicherheit gegenüber dem Dollar kurzzeitig nachgab.
KOSPI-Indexentwicklung während der politischen Turbulenzen: Dezember 2024 bis April 2025
Datum | KOSPI-Schlussindex | Veränderung | % Veränderung | Anmerkungen/Kontext |
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3. Dez. 2024 | ~2.500 | Ungefährer Schlussstand vor der Ausrufung des Kriegsrechts. | ||
4. Dez. 2024 | ~2.450 (geschätzt) | ~ -50 | ~ -2% | Starker Rückgang nach der Ausrufung des Kriegsrechts und dessen Aufhebung. |
9. Dez. 2024 | 2.360,58 | Der KOSPI erreichte inmitten der anhaltenden politischen Turbulenzen seinen tiefsten Stand. | ||
16. Dez. 2024 | 2.488,97 | -5 | -0,20% | Leichter Rückgang nach der Abstimmung über die Amtsenthebung, aber Erholung von den Verlusten. |
1. Apr. 2025 | 2.521,39 | +40,27 | +1,62% | Starker Aufschwung nach drei aufeinanderfolgenden Verlustsitzungen, da das Urteil zur Amtsenthebung die Unsicherheit verringerte. |
3. Apr. 2025 | 2.505,86 | -15,42 | -0,61% | Rückgang inmitten anhaltender Marktschwankungen nach der erwarteten Entscheidung über die Amtsenthebung. |
4. Apr. 2025 | 2.486,70 | -19,16 | -0,76% | Die neuesten verfügbaren Schlussdaten spiegeln die anhaltende Volatilität nach dem Urteil zur Amtsenthebung wider. |
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Ausländische und institutionelle Investoren beobachten die Situation genau. Ein in Seoul ansässiger Hedgefonds-Manager bemerkte, dass "das Führungsvakuum die kurzfristige Volatilität erhöht, insbesondere in Sektoren wie Verteidigung, Energie und Large-Cap-Tech mit regulatorischem Einfluss".
Doch einige sehen in dem Chaos eine Chance.
"Dies ist eine klassische Übergangsrisikophase", sagte ein leitender Stratege einer multinationalen Investmentbank. "Ja, es gibt Unsicherheit – aber auch das Potenzial für einen Aufschwung, sobald der Wahlweg klarer wird. Ein entscheidender progressiver Sieg könnte neue fiskalische Ausgaben und sozialpolitische Reformen freisetzen."
Bevorstehende politische Kehrtwendungen: Von der Verteidigungshaltung bis zum Arbeitsrecht
Eine neue Regierung – insbesondere unter Lee – würde wahrscheinlich eine umfassende Überprüfung der Politik der Yoon-Ära vornehmen, einschließlich Außenpolitik, militärischer Haltung und Wirtschaftsreformen.
Gewerkschaften und fortschrittliche NGOs fordern bereits die Rücknahme von Deregulierungspolitiken und unternehmensfreundlichen Steueranreizen. Befürworter drängen auf höhere Sozialausgaben und eine Neubewertung der südkoreanischen Verteidigungsbeziehungen, insbesondere mit den Vereinigten Staaten.
Wussten Sie, dass der 1953 unterzeichnete US-südkoreanische Beistandsvertrag ein Eckpfeiler des Bündnisses zwischen den beiden Nationen ist? Dieser Vertrag gewährleistet die gegenseitige Verteidigung im Falle eines bewaffneten Angriffs und hat maßgeblich zur Aufrechterhaltung der Stabilität in der Region beigetragen. Er ermöglicht die Präsenz von US-amerikanischen Streitkräften in Südkorea, die derzeit rund 28.500 Soldaten umfassen. Der Vertrag hat nicht nur einen militärischen Schutzschild geboten, sondern auch wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung und globalen Bedeutung Südkoreas beigetragen. Trotz seiner unbefristeten Gültigkeit kann der Vertrag von jeder Partei mit einer Frist von einem Jahr gekündigt werden. Diese dauerhafte Partnerschaft hat sich über die militärische Zusammenarbeit hinaus zu wirtschaftlichen, politischen und sozialen Beziehungen entwickelt und ist damit ein zentrales Element der regionalen Sicherheit und Diplomatie.
"Wir gehen davon aus, dass die kommende Regierung, falls sie progressiv ist, nicht nur die nationale Gesetzgebung, sondern auch Seouls geopolitische Haltung überdenken wird", sagte ein außenpolitischer Experte in Washington. "Dies könnte regionale Auswirkungen haben – insbesondere in Bezug auf Nordkorea und China."
Regierungspartei in Unordnung, Opposition im Aufwind
Die Volkspartei, die immer noch unter der Amtsenthebung leidet, scheint auf eine Zersplitterung zuzusteuern. Analysten erwarten, dass sich Schlüsselfiguren in neue Fraktionen aufspalten oder sich ganz zurückziehen werden, was die Demokratische Partei in die Lage versetzt, politisches Kapital zu konsolidieren.
Dieser Wandel könnte dauerhafte Folgen haben: Da die progressiven Kräfte gestärkt sind, stehen konservative Politikansätze in Bezug auf nationale Sicherheit, Bildung und sogar Handel nun zur Neuverhandlung an.
Was vor uns liegt: Eine Nation definiert ihre demokratische Zukunft neu
Südkorea steht nun an einem Wendepunkt. Die Absetzung von Yoon Suk-yeol ist mehr als nur ein juristisches Ergebnis – sie ist eine nationale Auseinandersetzung mit den Grenzen derPräsidialmacht und der Widerstandsfähigkeit der demokratischen Institutionen.
Die nächsten 60 Tage werden mehr bestimmen als nur, wer das Blaue Haus bewohnt. Sie werden Südkoreas ideologische Ausrichtung, seine Marktstabilität und seine Rolle in einer sich schnell entwickelnden geopolitischen Landschaft definieren.
Für Investoren, politische Entscheidungsträger und Bürger gleichermaßen ist die Frage nicht nur, wer die nächste Wahl gewinnen wird – sondern ob Südkorea den Sturm überstehen, geeinter daraus hervorgehen und die Prinzipien bekräftigen kann, die durch Yoons Handlungen so schamlos untergraben wurden.
Bleiben Sie dran. Die Uhr tickt.