Der 40 Millionen CHF Startup-Betrug, der die Schweiz und die USA erschütterte: Was Investoren von Vinivia AG lernen müssen

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Startup Schoggi, CTOL Editors - Yasmin
4 Minuten Lesezeit

Der 40-Millionen-Franken-Startup-Betrug, der die Schweiz und die USA erschütterte: Was Investoren von Vinivia AG lernen müssen

Schweiz' größter Startup-Skandal: Wie Vinivia AG zusammenbrach

Vinivia AG, ein Live-Streaming-Technologieunternehmen mit Sitz in Zug, steht nun im Zentrum eines der größten Startup-Betrugsfälle der Schweiz. Das Unternehmen sammelte über 40 Millionen CHF ein, bevor es unter behördliche Aufsicht geriet. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) hat interveniert, den Gründern des Unternehmens die Zeichnungsbefugnis entzogen und einen externen Verwalter ernannt.

Wie konnte ein vielversprechendes Technologie-Startup zerbrechen? Was sind die wichtigsten Erkenntnisse für Investoren?


Behörden übernehmen: FINMA übernimmt Kontrolle über Vinivia

Am 4. März 2025 übernahm die FINMA die volle Kontrolle über die Vinivia AG, indem sie Holenstein Brusa AG als externen Verwalter einsetzte. Die Gründer Stefan Graf und Marcello Genovese wurden vollständig an die Seite gedrängt – ein extremer Schritt, der ernsthafte Bedenken hinsichtlich Betrug und finanziellem Fehlverhalten signalisiert.

Wichtige behördliche Maßnahmen:

  • Entzug der Zeichnungsberechtigung für Graf und Genovese.
  • Holenstein Brusa AG übernimmt die vollständige Kontrolle über die Geschäftstätigkeit des Unternehmens.
  • Verstärkte Aufsicht, die typischerweise schweren Finanzverstößen vorbehalten ist.

Diese Entwicklungen deuten auf erhebliche rechtliche und finanzielle Unregelmäßigkeiten hin.


Aufstieg und Fall der Vinivia AG: Ein "Tech Disruptor", der schief ging

Vinivia wurde im Jahr 2020 gegründet und bezeichnete sich selbst als Pionier im Live-Streaming Social Media, der mit interaktiver Broadcasting-Technologie und fünf angemeldeten US-Patenten aufwartete. Das Unternehmen versprach, die Monetarisierung für Content-Ersteller und die Publikumsbindung zu revolutionieren und zog Vergleiche mit TikTok und YouTube.

Führungsteam:

  • Stefan Graf (Mitgründer, Präsident des Verwaltungsrats), deutscher Staatsbürger, wohnhaft in Luzern
  • Marcello Genovese (Mitgründer, Mitglied des Verwaltungsrats), deutscher Staatsbürger, wohnhaft in Zug
  • Kunal Punjabi (Chief Product Officer)
  • Vlad Vodolazov (Chief Technology Officer)
  • Alexandra Toepfer (Chief of Staff)
  • Torsten Schiefen (Chief Digital Officer)

Trotz seiner ehrgeizigen Vision erzählen finanzielle Misswirtschaft und Betrugsvorwürfe eine andere Geschichte.


Verschwundene Millionen: Wohin sind die 40 Millionen CHF an Investorengeldern geflossen?

Vinivias Zeitplan für die Kapitalbeschaffung:

  • Seed-Runde (Okt. 2020): 1,5 Mio. CHF
  • Serie A (Aug. 2021): 11,3 Mio. CHF
  • Serie Unbekannt (Jan. 2023): 8 Mio. CHF
  • Serie B (März 2023): 20 Mio. CHF
  • Letzte Runde (Mai 2024): ~2,05 Mio. CHF

Insgesamt aufgenommenes Kapital: 42-43 Mio. CHF (einschließlich einer Akquisition im Wert von 1 Mio. CHF).

Trotz dieser Mittel deuten Berichte auf unbezahlte Mitarbeiter, Streitigkeiten mit Lieferanten und fehlende Finanzunterlagen hin.


Aufschlüsselung der Vorwürfe: Betrug, unbezahlte Gehälter und extravagante Ausgaben

1. Investortäuschung und Zweckentfremdung von Geldern

  • Investoren behaupten, dass Millionen, die für die App-Entwicklung bestimmt waren, für Luxusausgaben umgeleitet wurden.
  • Anschuldigungen wegen falscher finanzieller Angaben, um sich mehr Geld zu sichern.

2. Mitarbeiter und Auftragnehmer bleiben unbezahlt

  • Mehrere Mitarbeiter meldeten Gehaltsentnahmen, nachdem die Zahlung ursprünglich eingegangen war.
  • Einem Auftragnehmer, einer Mutter von zwei Kindern, drohte die Zwangsvollstreckung, nachdem er sechs Monate lang unbezahlte Rechnungen hatte.
  • Beiträge zur Altersvorsorge (401k) wurden angeblich rückgängig gemacht, wobei Vinivia "Bankausfall" angab.
  • Eine Planerin für die Launch-Party von Vinivia im Jahr 2024 behauptet, das Unternehmen schulde ihr 300.000 Dollar.

3. Üppige Ausgaben, während die Arbeiter unbezahlt blieben

  • Ein hochkarätiger Marken-Launch im April 2024 mit den Prominenten Kelly Rowland und Tyga.
  • Marcello Genovese protzte in den sozialen Medien mit einem luxuriösen Lebensstil, trotz unbezahlter Gehälter.
  • Tesla Cybertrucks mit Firmenlogo und Lakers-Sitze am Spielfeldrand weckten weiteren Verdacht.

4. Insolvenz, gefolgt von einer zwielichtigen "Rettung"

  • Vinivia meldete im Herbst 2024 Insolvenz an, nur um von einer Schweizer Finanzfirma "gerettet" zu werden.
  • Die Firma behauptete später, über Vinivias finanzielle Situation getäuscht worden zu sein.

5. Die Intervention der FINMA bestätigt schwerwiegende Unregelmäßigkeiten

  • Gründer entmachtet.
  • Ein unabhängiger Verwalter übernimmt die finanzielle und operative Kontrolle.

Die PR-Illusion: Wie Vinivia ein falsches Image aufbaute

Während Vinivia intern von finanziellen Chaos geplagt war, entwarf die Führungsebene eine glänzende Medienpräsenz.

  • Im Jahr 2024 stellten große Medien wie TechRound, CEOWORLD, The Globe and Mail, LA Weekly und San Diego Reader Marcello Genovese als Tech-Visionär vor.
  • Artikel malten ihn als Hochzeitssänger, der zum Tech-Mogul wurde und sich der Stärkung der Content-Ersteller widmete.
  • Rolling Stone hatte Anfang 2025 eine Funktion zur Überprüfung ausstehen.
  • Strategische Social-Media-Posts zeigten vermeintlichen Erfolg, der die finanzielle Notlage des Unternehmens verbarg.

Trotz dieser Bemühungen kamen keine wirklichen technologischen Durchbrüche zustande, und das Unternehmen löste sich auf.


Erkenntnisse für Investoren: Wie man das nächste Vinivia entdeckt

Der Fall Vinivia deckt Warnsignale auf, die alle Investoren erkennen sollten:

1. Fordern Sie finanzielle Transparenz

  • Überprüfen Sie die Finanzunterlagen, bevor Sie investieren.
  • Seien Sie vorsichtig bei unerklärlichen Ausgaben, Problemen mit der Gehaltsabrechnung oder fehlenden Geldern.

2. Lassen Sie sich nicht vom Medienrummel täuschen

  • Presseartikel sind keine Legitimation.
  • Überprüfen Sie die geschäftlichen Grundlagen und nicht nur PR-Kampagnen.

3. Untersuchen Sie die Führungsgeschichte

  • Recherchieren Sie den Hintergrund der Gründer, frühere Unternehmungen und die Einhaltung von Vorschriften.
  • Vermeiden Sie Unternehmen, in denen Führungskräfte einen luxuriösen Lebensstil zur Schau stellen, während Mitarbeiter unbezahlt bleiben.

4. Priorisieren Sie eine sorgfältige Due Diligence

  • Führen Sie Hintergrundüberprüfungen von Gründern und Vorstandsmitgliedern durch.
  • Holen Sie unabhängige Audits durch Dritte ein.

5. Erwägen Sie VC-Fonds anstelle von Direktinvestitionen

  • Der Zusammenbruch von Vinivia beweist, dass direkte Startup-Investitionen mit hohen Risiken verbunden sein können.
  • Ein Venture-Capital-Fonds bietet Diversifizierung, fachkundige Aufsicht und Schutz vor Betrug.

Eine Fallstudie zum Startup-Betrug

Der Niedergang der Vinivia AG ist ein Lehrbuchbeispiel für finanzielle Misswirtschaft, Täuschung und behördliche Intervention. Obwohl das Unternehmen 40 Millionen CHF einnahm, soll es versäumt haben, Mitarbeiter zu bezahlen, während seine Gründer in Saus und Braus lebten.

Da die FINMA nun die Kontrolle hat, verdeutlicht der Fall die Gefahren ungeprüfter Startup-Investitionen. Investoren müssen Vorsicht walten lassen, eine gründliche Due Diligence durchführen und allzu schönen Erfolgsgeschichten skeptisch gegenüberstehen.

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