Der türkische Verfassungsgerichtshof erklärt Präsidentendekret zu Zentralbankgouverneuren für ungültig
Türkische Verfassungsgerichtshof erklärt Präsident Erdoğans Macht über Zentralbankgouverneure für ungültig
In einer bemerkenswerten Entwicklung hat der türkische Verfassungsgerichtshof die Anordnung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, die ihm die Befugnis verlieh, Zentralbankgouverneure zu entlassen, für ungültig erklärt. Diese Anordnung war in den letzten Jahren fünfmal in Kraft gesetzt worden, was Bedenken hinsichtlich politischer Einmischung in die Geldpolitik aufkommen ließ. Die Entscheidung des Gerichts, die auf eine Klage der Hauptoppositionspartei zurückgeht, betonte die Notwendigkeit gesetzgeberischer Genehmigung für solche präsidialen Befugnisse und könnte so die Bedenken ausländischer Investoren zerstreuen. Trotz Erdoğans bisheriger Befürwortung schneller Zinssenkungen hat er nun zugesagt, "rationale Politiken" umzusetzen, um die in der Türkei massiv angestiegene Inflation, die im Mai erschreckende 75% erreichte, in den Griff zu bekommen. Diese seltene Einschränkung von Erdoğans Autorität deutet auf einen möglichen Kurswechsel hin, hin zu einer stärkeren Beachtung der Rechtsstaatlichkeit in einem Land, in dem der Präsident traditionell eine erhebliche Kontrolle über staatliche Institutionen, einschließlich der Justiz, ausgeübt hat.
Wichtigste Erkenntnisse
- Die Entscheidung des türkischen Verfassungsgerichtshofs hat Präsident Erdoğans Befugnis, Zentralbankgouverneure zu entlassen, für ungültig erklärt - eine Befugnis, von der er in den letzten Jahren fünfmal Gebrauch gemacht hatte.
- Für solche präsidialen Maßnahmen wird nun eine gesetzgeberische Genehmigung für erforderlich gehalten, was Bedenken hinsichtlich politischer Einmischung in die Funktionen der Zentralbank zerstreuen könnte.
- Erdoğans Schwenk hin zu "rationalen Politiken" zur Bekämpfung der in der Türkei hohen Inflation, die im Mai 75% erreichte, steht im Kontrast zu seiner früheren Befürwortung rascher Zinssenkungen.
- Die Gerichtsentscheidung spiegelt eine seltene Herausforderung von Erdoğans Dominanz wider und deutet auf einen möglichen Schritt hin zu einer stärkeren Beachtung der Rechtsstaatlichkeit in der Türkei.